31. Heimattreffen
Liebe ehemalige Einwohner von Voitsdorf, Ebersdorf und Böhmisch Müglitz,liebe Freunde unseres Freundeskreises
Vor 75 Jahren wurde der zweite Weltkrieg beendet. Dieser Krieg hat Europa viel Elend und Schrecken gebracht.
In Folge dieses Krieges wurden auch wir gezwungen, unsere Heimat zu verlassen, wir wurden 1945 und 1946 regelrecht vertrieben und in ganz Deutschland verstreut untergebracht. Wir konnten nur ein paar Habseligkeiten mitnehmen. Viele haben die Vertreibung nicht überlebt oder bekamen gesundheitliche Probleme. Viele wurden nicht immer freundlich aufgenommen und einquartiert.
Aus Voitsdorf mussten 820, aus Ebersdorf 955 und aus Böhmisch- Müglitz 88 Einwohner ihre Orte verlassen und Hab und Gut zurücklassen. In den 50ziger Jahren wurden fast alle Häuser in unseren Dörfern dem Erdboden gleichgemacht, damit keiner mehr eine Erinnerung an seine Heimat behalten sollte.
Mit meinen Berliner Verwandten, die uns damals jedes Jahr besuchten, fuhren wir in den fünfziger Jahren auf die Höhe in Gottgetreu und haben die Häuser hinter der Grenze gezählt, die wieder dem Erdboden gleichgemacht wurden. In den Luftbildaufnahmen auf unserer Home-Page ist die Tragödie dokumentiert.
Die Heimatfreunde aus unseren Dörfern haben sich 1990 das erste Mal zusammengefunden und haben der Vertreibung gedacht. Sie waren froh und glücklich, ihre ehemaligen Nachbarn, Freunde und Bekannten wiederzusehen und haben beschlossen, sich jährlich zu Fronleichnam zu treffen. Somit fand unser Treffen des Freundeskreises Voitsdorf, Ebersdorf und Böhmisch-Müglitz bereits dreißig Mal statt.
Auch in diesem Jahr hatten wir ein Treffen vollständig geplant und vorbereitet. Wir wollten das Treffen traditionsgemäß am Gedenkstein in Fürstenau eröffnen, uns in Geising bei Kaffee und Kuchen unterhalten und an die Erinnerungen denken. Am nächsten Tage sollte unsere Busfahrt in das Böhmische stattfinden. Es war ein Besuch des Klosters Maria Brabschitz vorgesehen. Nach dem Mittagessen in Osseg sollte es mit der Eisenbahn von Osseg nach Eichwald und von dort nach Moldau gehen. Von Moldau wären wir weiter mit dem Bus nach Neuhermsdorf zum Traditionsbahnhof gefahren, um dort den Tag gemütlich bei Kaffee und Kuchen ausklingen zu lassen.
Leider mussten wir das 31. Treffen unseres Freundeskreises absagen. Auf Grund der Corona-Pandemie sind die Grenzen auf tschechischer Seite geschlossen, die Gaststätten nicht bereit, uns in alter Tradition zu bewirten und bei der Rückkehr nach Deutschland hätten wir womöglich in Quarantäne gemusst.
Somit, liebe Freundinnen und Freunde, grüßen wir Euch von dieser Stelle aus ganz herzlich und hoffen, uns im nächsten Jahr wiederzusehen. Bleiben Sie gesund und rüstig und behalten Sie unsere Heimat in guter Erinnerung.
Mit besten Grüßen aus der alten Heimat
Lutz Lehmann und Klaus Scharfe
Fürstenau im Mai 2020
Zum Gedenken an unsere alte Heimat hat sich eine kleine Gruppe Heimatfreunde am Gedenkstein in Fürstenau zu einem Gottesdienst mit Pfarrer Michael Schuffenhauer aus Geising getroffen, um ein Zeichen zu setzen, dass es trotz Corona-Pandemie mit unserem Freundeskreis weiter geht.
Nach der oben abgedruckten Rede von Klaus Scharfe und einem kleinen Gedicht „Durchhalten“, welches Virginie Lehmann Tochter von Lutz Lehmann vorgetragen hatte, ging es nach Müglitz. Dort hielt Klaus die nachfolgende Abschlussrede. Nochmals erfreute uns Virginie Lehmann mit einem weiteren Gedicht: „Eure Katze hat`s besser“.
Bei einem Glas Sekt und selbst gebackenen Nussecken von Anja Lehmann haben wir uns bei strömenden Regen verabschiedet.
Liebe Freundinnen und Freunde des Freundeskreises Voitsdorf, Ebersdorf und Böhmisch- Müglitz
Traditionsgemäß haben wir uns an dieser Stelle am Ende unseres jährlichen Treffens an der Gedenktafel in Müglitz verabschiedet.
Die Verabschiedung hat unser treuer Freund Gerold Schlosser mit seiner Ehefrau vorbereitet und organisiert. Gerold musste 2018 aus dem Leben gehen. Wir trauern um unseren Freund Gerold Schlosser. Oft denken wir an ihn. Er hat die Geschichte von Böhmisch-Müglitz aufgearbeitet, sorgfältig dokumentiert und uns als Vermächtnis gegeben.
Hier in Müglitz, in der Grenzschänke, hat unser erstes Treffen 1990 stattgefunden. Chronisten sprechen von einer Beteiligung mit ca. 200 Heimatfreunden. Das war vor 30 Jahren. Heute wird die Grenzschänke als Wohnhaus genutzt.
Für mich persönlich bleibt der Grenzübergang Müglitz auch in Erinnerung. Nach der Erzählung meiner Mutter, musste sie 1945, als ich nur 6 Wochen alt war, mit mir im Kinderwagen nach Sachsen flüchten. 1990 hat sie am ersten Treffen der Heimatfreunde begeistert teilgenommen und sich in den Folgejahren stark für die Traditionstreffen engagiert.
Liebe Freundinnen und Freunde, behalten wir unsere Vorfahren in bleibender Erinnerung. Würdigen wir ihre Kraft, Fleiß, Ausdauer und Elan, in der neuen Heimat Fuß zu fassen.
Mögen unsere traditionellen Heimattreffen auch zukünftig dazu beitragen, sich unserer Geschichte im Positiven zu erinnern.
Lutz Lehmann und Klaus Scharfe
Müglitz im Mai 2020
Die Feierstunde in Fürstenau und Müglitz wurde aufgezeichnet. Bei Interesse an einer CD von dieser Feierstunde meldet euch bitte bei Lutz Lehmann
Tel.: 035054/28638.